Guaraní

„Ananas“, „Maracuja“, „Maniok“, „Jaguar“, „Tapir“, „Nandu“, „Piranha“ – vermutlich kennst Du alle diese Worte. Glückwunsch, denn dann ist Dir Guaraní ja gar nicht so fremd. Denn alle diese Worte haben ihren Ursprung im Guaraní, einer indigenen Sprache, die heute neben Paraguay auch noch in Teilen Boliviens, Argentiniens und Brasiliens gesprochen wird.

Seit 1992 ist Guaraní neben dem Spanischen in der Verfassung als Amtssprache verankert. Außer der Verfassung selbst findet man allerdings so gut wie keine offiziellen Dokumente auf Guaraní.

Für rund 86% der Bevölkerung Paraguays ist Guaraní die Erstsprache! Auf dem Lande ist sie sehr dominant, während in größeren Städten wie Asunción doch überwiegend Spanisch gesprochen wird. Der Umgang der Einheimischen mit dieser Sprache ist sehr verschieden.

Es gibt indigene Familien, die ihren Kindern die Sprache gar verbieten. Spanisch zu sprechen, wird als Voraussetzung für einen Aufstieg in eine höhere soziale Klasse angesehen, so dass sich die Kinder möglichst schnell an Spanisch gewöhnen sollen. Doch es gibt auch andere Familien, die ihren Kindern verbieten, zuhause Spanisch zu sprechen. Sie möchten ihre indigenen Wurzeln und auch die Sprache pflegen.

Der paraguayische Staat entschied sich, das kulturelle Erbe zu wahren und Guaraní in allen Schulen Paraguays zum Pflichtfach zu machen. Das brachte allerdings ein großes Problem mit sich. Bis dahin war Guaraní eine gesprochene Sprache, doch für das Schreiben waren keinerlei Regeln festgelegt. Also wurden dann Rechtschreib-Regeln definiert, die aber heutzutage viele Guaraní-Muttersprachler gar nicht kennen.

Unsere Kinder haben in Guaraní teilweise sehr gute Schulnoten nach Hause gebracht und waren in Arbeiten teilweise Klassenbeste. Das hat uns sehr erstaunt, denn der Guaraní-Wortschatz unserer Kinder beträgt vermutlich weniger als 20 Worte. Die guten Noten im Klassenvergleich haben drei Gründe:

  1. Leistung ist für Arbeiten in der Schule sekundär. Gute Noten bekommt, wer sich gut in die soziale Gemeinschaft einfügt und der Lehrerin zum „Tag der Freundschaft“ auch mal Schokolade mitbringt oder hilft, den Klassenraum aufzuräumen.
  2. Die paraguayischen Kinder mit der Muttersprache Spanisch haben oftmals noch weniger Lust auf Guaraní als unsere Kinder und „sprechen“ es noch weniger (falls das möglich ist).
  3. Zumindest Teile der Sprache wie Konjugation von Verben, sind offenbar sehr logisch. In einem Fall stand die Konjugation eines Verbes während einer Arbeit noch an der Tafel. Unsere Tochter nahm das als Vorbild, die anderen Verben in der Arbeit zu konjugieren – und hatte am Ende alles richtig. Bestnote, prima. Allerdings gab sie uns gegenüber zu, bei keinem einzigen der Verben zu wissen, was es bedeutet!

Solltest Du als Einwanderer Guaraní sprechen? In unserer Familie kann es jedenfalls niemand. Bei Nachbarschaftsfesten freuen sich die Nachbarn, wenn wir „lecker“ auf Guaraní sagen können („hetterei“). Wir dokumentieren so, dass wir ihre Kultur respektieren und das kommt gut an. Um in der Sprache kommunizieren zu können, bräuchten wir aber einen Wortschatz von mehr als 10 Wörtern.

Wenn Du Arbeiten an Einheimische vergibst (Garten- oder Bauarbeiten), so sprechen die Arbeiter vorzugsweise Guaraní. Allerdings ist praktisch immer mindestens ein „Vorarbeiter“ dabei, der auch Spanisch kann.

Wenn Du Dich perfekt in die paraguayische Kultur integrieren möchtest, so solltest Du Guaraní lernen. Du kannst allerdings auch Jahre wunderbar hier leben, ohne es zu können.

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