Viele Menschen in Europa sind oft damit beschäftigt, die Vergangenheit zu verwalten oder die Zukunft zu planen. Aber das Leben findet ausschließlich in der Gegenwart statt. Wer in Gedanken ständig in der Vergangenheit oder Zukunft ist, läuft Gefahr, das Leben zu verpassen.
Der Paraguayer schafft es, mehr im Hier und Jetzt zu leben. Vergangenheit? Da der durchschnittliche Paraguayer deutlich jünger ist als der Mitteleuropäer, hat er noch gar nicht so viel Vergangenheit. Es besitzt auch nicht viel, was ihn mit der Vergangenheit verbindet. Fotoalben? Fehlanzeige. Bilder vom letzten Urlaub? Welcher Urlaub? Ordnerweise Dokumente, die verwaltet werden wollen? Hat der Paraguayer nicht. Er hat die letzte Handyrechnung digital gespeichert. Die Rechnungen für Strom und Wasser kommen in Papierform, aber wenn er die bezahlt hat, wirft er sie immer weg. Und das war es auch schon mit Dokumenten. So ein richtiges Chaos von alten Dokumenten wie wir das aus Europa kennen, kann da gar nicht entstehen.
Morgen? Kommt früh genug. Der Paraguayer denkt nicht an morgen. In Spanien sagt man zur Begrüßung „Buenos Días“, also wörtlich „gute Tage“. In Paraguay wünscht man sich einen „Buen Día“, also einen „guten Tag“, in der Einzahl. Heute zählt, und die kommenden Tage blendet man schon bei der Begrüßung aus.
Altersvorsorge? Versicherungen? Da ist der Paraguayer tiefenentspannt. Kommt Zeit, kommt Rat. Die Rente ist noch so weit hin und so viele Jahre im voraus zu planen, liegt dem Paraguayer nicht. Er hätte ja ohnehin nichts, was er jetzt sparen könnte, also warum sollte er sich mit dem Thema beschäftigen? Ein eigenes Haus zu besitzen ist allerdings schon meist Teil der Lebensplanung.
In Deutschland spielt die Zukunft eine größere Rolle und damit auch verbunden die Sorgen vor der Zukunft. „Reicht meine Rente später einmal aus?“, „Was ist, wenn ich Pflegefall werde?“, „Die Mieten steigen immer weiter.“, „Was ist, wenn die Konflikte in der Welt eskalieren?“
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