Contra Paraguay

  1. Fremde Kultur

    Paraguay hat eine völlig andere Kultur mit völlig anderen Werten, Sitten und Gebräuchen. Du machst einen Termin mit einem Handwerker. Am Montag, um 09:00 Uhr will er bei Dir. Am Montag um 10:00 Uhr rufst Du ihn an. Er dachte, der Termin gelte nicht mehr, weil Du ihn am Montagmorgen nicht erneut angerufen hast. Aber dann fährt er jetzt in 5 Minuten los. Gut, die Wegezeit beträgt 20 Minuten, dann kannst Du ja planen. Um 11:00 Uhr rufst Du wieder an. Er ist vor 5 Minuten losgefahren, sagt er. Um 12:00 Uhr sagt er, er wäre so gut wie da. Gegen 13:00 Uhr kommt Dein Handwerker endlich. Kannst Du da entspannt bleiben?

    Unter Paraguayern echte Freunde zu finden, ist wirklich nicht einfach. Du musst dazu tief in die Kultur eintauchen und sie verstehen lernen. Du musst dafür ein stückweit werden die Paraguayer. Wenn Du zu 21:00 Uhr eingeladen wirst und Du kommst um 21:00 Uhr, dann funktioniert das einfach nicht. Es reicht, wenn Du um 22:00 Uhr oder 23:00 Uhr da bist. Um 21:00 Uhr sind die Gastgeber selbst noch gar nicht zu hause.

    Mit echten Freunden sprichst Du über Deine Wünsche und Träume, über Sorgen, Nöte und Ängste. Findest Du Paraguayer, mit denen Du das tun kannst?

  2. Sprache

    Die Spracheist ein großes Hindernis. Als wir nach Paraguay kamen, konnten wir bereits auf mittlerem Niveau Spanisch. Wir können bei sämtlichen Themen ausdrücken, was wir möchten, auch wenn es mit der Grammatik oder dem Wortschatz vielleicht manchmal noch ein wenig eckig klingt. Entscheidend ist aber, ob wir die Antwort verstehen oder nicht.

    Oft bin ich mir nicht sicher, ob der Andere nun gerade Spanisch spricht oder Jopará, die hiesige Mischung aus Spanisch und Guaraní. Ich verstehe einige Worte, was bedeutet, das Spanisch dabei war. Den ganzen Rest verstehe ich nicht, was zwei Ursachen haben kann: Die anderen Worte waren Guaraní, was ich nicht verstehe oder aber es war zwar Spanisch, aber eben mit dem paraguayischen Dialekt, schnell und alle Wörter zu einem zusammengefasst. Davon verstehe ich dann genau so viel, wie bei Guaraní: Gar nichts.

    Realistisch ist: Wenn Du nicht gerade jeden Tag von Spanisch, Joapará oder Guaraní umgeben bist, dann wirst Du es schwer haben, es bis zu einem guten Niveau zu lernen. Mit „jeden Tag“ meine ich nicht, dass Du jeden Tag an der Supermarktkasse „no“ sagst, wenn die Kassiererin „factura con nombre?“ (Rechnung mit Namen?) fragt. So lernst Du noch kein Spanisch. Jeden Tag von der Sprache umgeben sein, das heißt entweder einen Lebenspartner in der anderen Sprache zu haben oder aber in einem Spanisch-/Guaraní-sprachigen Umfeld arbeiten. DANN geht es. Es gibt Deutsche, die sprechen perfekt Spanisch und Guaraní. Aber die sind seit 10 bis 20 Jahren hier und haben viel für diese Sprachen getan.

  3. Armut

    Die Armut ist in Paraguay allgegenwärtig. Du kannst nicht darüber hinwegsehen.
    Stadtviertel in Asunción, in denen die Menschen in Wellblechhütten leben. Kinder in zerlumpten Kleidern, die am Rand des Bürgersteigs oder in Hauseingängen liegen und schlafen. Dabei hat Asunción im Durchschnitt Paraguays mit den größten Wohlstand. Auf dem Lande würdest Du in manchen Landesteilen noch mehr Armut erleben, doch das ist für uns Einwanderer unsichtbar, da wir uns dort nicht aufhalten.

    Die Frage ist, wie Du damit umgehst? Manche Paraguayer sind da recht eindeutig in ihren Aussagen: „Für die Leute in den Wellblechhütten in Asunción zahlt der Staat den Strom. Und ich muss dafür arbeiten! Das ist ungerecht!“ Du hast viele Optionen. Ignorieren? Damit leben? Helfen? Wenn ja, wie? Wie geht es Dir, wenn Du gerade für ca. 30 Euro mit Deiner Familie essen gehst, während nicht weit weg davon große Armut herrscht?

  4. Kriminalität

    „Südamerika ist ein heißes Pflaster! Geh da lieber nicht hin! Da werden dauernd Menschen entführt oder umgebracht!“ Was ist da nun wirklich dran? Im vorigen Punkt haben wir über die Armut in Paraguay gesprochen. Je größer die Unterschiede zwischen Arm und Reich und je näher man nebeneinander lebt, umso größer das Risiko, dass es zu Verbrechen kommen kann. Die Art der Verbrechen zeigt, dass es wohl wirklich Armutsverbrechen sind. So z.B. der Diebstahl einer Kuh von der Weide. Oder genauer gesagt: Der Diebstahl des Fleisches der Kuh. Das Skelett haben die Diebe zurückgelassen. Die Kuh wurde auf ihrer eigenen Weide geschlachtet. In Deutschland läuft das vermutlich unter „Mundraub“.

    Unsere persönliche Bilanz als Verbrechensopfer: Man hat uns ein ca. 1,50m-hohes Avocado-Bäumchen aus den Garten gestohlen. Ansonsten ist uns nichts passiert. Uns sind aber zwei andere deutsche Auswanderer bekannt, die in ihren eigenen Häusern von Bewaffneten überfallen und ausgeraubt wurden. Der finanzielle Verlust ist noch leichter zu verschmerzen. Aber was macht es mit einem Menschen, wenn er 15 Minuten lang eine Pistole an der Schläfe hatte? Die Mordrate in Paraguay ist etwa 10x so hoch wie in Deutschland!

    Warum sind wir trotzdem nach Paraguay gegangen? Wie gehen wir mit diesem Risiko um? Ziemlich nüchtern, würde ich sagen. Wir sehen uns die Zahlen an. Ein Großteil der Morde passiert im Drogenmilieu an der Grenze zu Brasilien. Weit weg von uns bringen sich Drogendealer gegenseitig um. Den Teil der Statistik blende ich aus. Ohnehin sind Morde meist Beziehungstaten. Wenn man einmal – was selten genug vorkommt – von einem deutschen Mordopfer hört, so ist der Täter mit größerer Wahrscheinlichkeit Deutsch als Paraguayisch.

    Dann macht es einen Unterschied, ob Du in Asunción nachts um die Häuser ziehst oder eher ländlich in einem ruhigen Wohnviertel wohnst. Entführungen? Ja, in Mexiko und in Mittelamerika, teilweise in Brasilien. In Paraguay haben wir so etwas noch nicht gehört.

    Und am Ende steht immer die Frage des Vergleiches zu Deutschland: Ist Deutschland wirklich sicherer?

  5. Der Europäer als Melkkuh

    Aus Sicht der Paraguayer bist Du reich, einfach weil Du Europäer bist. Alle Europäer sind reich, egal ob Du in Deutschland zuletzt von Hartz IV gelebt oder gerade Dein Unternehmen für 5 Millionen Euro verkauft hast. Da ist es doch nur gerecht, dass die Reichen den Armen helfen. Natürlich wirst Du für Dienstleistungen höhere Preise bezahlen als die Paraguayer. Man wird immer versuchen, Dich zu melken, mal weniger, mal mehr.

    Je nachdem, um welche Summen es geht, machen wir das Spiel gerne mit oder auch nicht. Zwei Beispiele: Wir hatten eine Panne. In der Dämmerung half uns ein Paraguayer, demontierte unseren Reifen, flickte ihn und montierte ihn bei völliger Dunkelheit im Lichte seiner Taschenlampe wieder. Zwei Stunden Arbeit. Normal wären ca. 1,50 € pro Stunde, also 3 Euro in Summe. Er hat 7,50 € verlangt und ich habe sie ihm gerne bezahlt. Der Monteur hat uns in einer Notsituation geholfen und das wegen der Dunkelheit unter erschwerten Bedingungen. 7,50 € für seine Leistungen? Gerne!

    Das Gegenbeispiel: Wir waren gerade in ein paraguayischen Wohnviertel gezogen und wollten eine Willkommensparty für alle Nachbarn in Sichtweite geben, damit wir uns alle mal kennenlernen können. Eine paraguayische Familie bot uns an, für uns das Catering in Form eines Asados (Grillparty) zu organisieren. Wir baten um einen Kostenvoranschlag für 30 Personen. 1.200 € sollte es kosten, also 40 € pro Nase. Dafür bekommt man pro Person so etwa 4 bis 8 Kilogramm Rindfleisch, je nach Qualität. Getränke extra. Das Angebot ist schon extrem dreist. Nach dem Motto: „Falls die dummen Deutschen das wirklich bezahlen, sind die Familien-Finanzen für die nächsten 6 Monate saniert.“ Wir haben das Angebot angelehnt. Eine deutsche Freundin hat dann das Catering übernommen, allerdings ohne das Grillen. Stattdessen gab es Schnittchen, Häppchen etc., im Wesentlichen paraguayische Spezialitäten. Der Preis? 120 €. Statt 1.200 €. Als wir die Paraguayer mit dem teuren Angebot mit dem Alternativangebot konfrontierten entgegneten sie, den Preis könnten sie auch halten. Dann würden sie einfach zwei Salate weniger machen. Zwei Salate weniger und dadurch 1.080 € sparen? Was wären denn das für Salate gewesen??? Mit Blattgold überzogen? Nein Danke. Wir hatten ein schönes Fest mit den Nachbarn für Kosten von 120 € plus Getränke.

    Solche Geschichten passieren in Paraguay immer wieder. Autoreparaturen, die für 1.500 € angeboten werden und bei einer Alternativwerkstatt dann doch nur 250 € kosten. Du musst hier ständig auf der Hut sein, nicht über den Tisch gezogen zu werden.

  6. Korruption

    Es gilt wohl nur wenige Länder mit so viel Korruption wie Paraguay. Im Großen wie im Kleinen. Der Filz aus Politik und Wirtschaft ist allgegenwärtig. Etwa so wie in Deutschland.

    Anders ist hier aber die Korruption im Kleinen: Während ich die deutschen Polizeibeamten für unbestechlich halte (vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel), sieht es da in Paraguay anders aus. Die Polizei würde ja gerne besser auf Dich aufpassen. Die haben nur zu wenig Benzin. Eine kleine Benzinspende (z.B. 5 €) könnte ja helfen. Und auf dem Amt haben sie gerade kein Druckerpapier und können Dir das Formular nicht ausdrucken. Aber eine kleine Papierspende (1 € oder 2 €) könnte dafür sorgen, dass dann doch wieder Papier auftaucht. Von diesen Fällen haben wir gehört, aber sie sind uns noch nicht persönlich passiert.

    Um größere Summen geht es beim Zoll und in Verkehrskontrollen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst Du hier als Einwanderer so Deine Erfahrungen machen und den einen oder anderen Geldschein loswerden. Die Korruption geht dabei nicht von den Einwanderern aus. Es ist nicht so, dass Du einen Polizisten aktiv bestechen willst, um eine mildere Strafe zu bekommen. Nein, der Polizist fängt an und stellt Dich vor eine Situation, in der Du kaum noch eine andere Wahl hast.

  7. Verkehrschaos

    Rushhour in Asunción. Stoßstange an Stoßstange schieben sich die Autos im Schritttempo vorwärts, immer darauf achten, keinen Abstand von mehr als einem Meter zu lassen, denn da könnte sich ja jemand reindrängeln, der auf der Spur einfädeln möchte. Die Hupe ist Dein bester Freund.

    Die Zahl der Autos in Paraguay hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. Die Zahl der Straßen nicht. Das Projekt „Metrobus“, Schnellbusse mit eigener Spur wurde gerade wieder beerdigt, bzw. in die Zukunft verschoben. Seit Jahren arbeitet man an der Idee, die Eisenbahn zu reaktivieren, aber man hat es noch immer nicht geschafft.

    Immer mehr Paraguayer kaufen sich erstmals ein Auto, so dass das Verkehrschaos vermutlich nicht kleiner, sondern größer wird.

    Die Freundlichkeit, die Du von vielen Autofahrern aus Deutschland kennst, die gibt es hier fast gar nicht. Die Verkehrsdisziplin geht gegen null. Aus zwei Spuren macht man zur Rushhour einfach mal drei, die dann naturgemäß ziemlich schmal werden. Doppelt durchgezogene Linie? Die meisten Paraguayer überholen trotzdem. Warum auch nicht? Dass die doppelt durchgezogene Linie ein Überholverbot bedeutet, lernt man in der Fahrschule und kaum ein Paraguayer hat je eine Fahrschule von innen gesehen. Motorradfahrer umkreisen Dein Auto zur Rushhour wie Schmeißfliegen. Links, rechts, vorne, hinten. Und sie sind viele.

    Du blinkst rechts, weil Du rechts abbiegen möchtest? Für viele Motorradfahrer ist das überhaupt kein Grund, nicht vorher noch zu versuchen, Dich rechts zu überholen. Die Vorfahrtsregeln in Asunción? So genau scheint sie niemand zu kennen. Gewohnheitsrecht ist Trumpf. Die Straßen in der einen Richtung haben meist Vorfahrt vor den Querstraßen. Große Autos vor kleineren Autos. Autos vor Motorrädern. Und Achtung an roten Ampeln in der Rushhour: Meist steht da ein Verkehrspolizist, der Dich trotz Rot über die Kreuzung winkt. Wenn Du jetzt bremst, hast Du Deinen ersten Auffahrunfall produziert.

    Die gute Nachricht ist: Vergleichen mit Buenos Aires, Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Lima ist der Straßenverkehr in Asunción völlig harmlos. Die schlechte Nachricht ist: Dieser Vergleich kann Dir völlig egal sein, wenn Du aus Augsburg, Dresden, Recklinghausen oder Bad Segeberg kommst.

    Wenn ich von einer Autofahrt nach Asunción zurückkehre, so will ich meist nur noch eines: Schlafen.

  8. Hitze

    Januar. Sommer in Paraguay. Die Sonne knallt erbarmungslos. Es gibt Dinge, die sollte man jetzt einfach nicht berühren. Z.B. das Lenkrad eines Autos. Oder die innere Türklinke Deiner Haustür. Im Pool ist es in Ordnung, vor der geöffneten Kühlschranktür auch oder aber im Einkaufszentrum, denn die sind meistens klimatisiert. Aber sonst? Wohl dem der eine Klimaanlage hat. Unser derzeitiges Schlafzimmer hat so ca. 20 – 25 qm und ist absolut nicht gedämmt. Eine Wand aus Hohlziegelsteinen, darüber ein ungedämmtes Dach. An der Wand hängt eine Klimaanlage mit 18.000 BTU, also keine ganz kleine. Sie macht es wie Schweinsteiger im WM-Finale 2014: Sie hängt sich voll rein, gibt alles, aber auch wirklich alles, holt das Letzte aus sich heraus. Aber (anders als bei Schweinsteiger) reicht es am Ende nicht. Wir bekommen die Bude nicht mehr unter 25-26 Grad gekühlt. Dabei wohnen wir „nur“ in den Subtropen. Möchte nicht wissen, was im Sommer im Chaco los, denn die nördlichen 2/3 Paraguays zählen zu den Tropen.

    Fragst Du die Paraguayer nach den Temperaturen im Sommer, so überschlagen sie sich: 40 Grad, 45 Grad, 48 Grad. Doch sollte man immer die Quelle dieser Angaben hinterfragen. „Meine Oma fühlt so was“ reicht mir ebenso wenig wie Außenthermometer bei der Apotheke an der Ecke (welches übrigens in der Sonne hängt). Verlässt man sich lieber auf die offiziellen meteorologischen Daten, so liegt der Temperaturrekord der letzten 30 Jahre für Asunción bei 42 Grad, gemessen in den Monaten Dezember und Januar, während 40 Grad schon erreicht wurden im Oktober, November, Februar und März. Aber das sind die REKORDE der letzten 30 Jahre. Die Rekorde jedes einzelnen Sommers dürften 2 bis 4 Grad weniger betragen, die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur in Asunción im Januar liegt bei schattigen 34 Grad. Aber ohne Pool und Klimaanlage ist das auch noch deutlich zu viel. Im Pool mit einem Cocktail, wollte sagen „Wasser“ zu trinken, geht es.

    Die größte Naturkatastrophe des 20. Jahrhunderts, gemessen an der Zahl der Toten, war übrigens nicht der Tsunami in Südostasien, sondern der Europäische Sommer 2003. Die Todeszahlen bei alten Menschen, die über die statistische Erwartung hinaus gingen, waren größer als beim Tsunami.

    Wenn Du also die 70 schon überschritten hast und Dir hohe Temperaturen zu schaffen machen, dann bleib lieber zuhause. Oder geh nach Norwegen, aber jedenfalls nicht gerade nach Paraguay.

  9. Dengue-Fieber

    Wenn Du im Kreuzworträtsel mal gefragt wirst, wie man ein ca. 40 bis 60 Nanometer großes, behülltes RNA-Virus mit positiver Polarität aus der Familie der Flaviviren nennt, dann solltest Du „Dengue-Virus“ eintragen.

    Mit der Hitze und der Feuchtigkeit kommen die Mücken. Die nerven ja schon, wenn die Stiche nur jucken. Aber wie fühlt es sich für Dich an, wenn Du Dich jedes Mal fragen musst: „Hmmm, ein Stich. Hat mich diese Mücke jetzt gerade mit Dengue infiziert?“

    Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO infizieren sich weltweit jährlich ca. 50 – 100 Millionen (nach anderen Schätzungen sogar 390 Millionen) Menschen mit dem Dengue-Virus. Wenn es Dich trifft, so ist das wie eine ziemlich heftige Grippe, die Dich mindestens eine Woche aus dem Verkehr zieht. 500.000 Menschen pro Jahr, also 0,5% bis 1% der Erkrankten haben einen schweren Krankheitsverlauf. Jetzt wird es haarig, denn es kann zu einem Dengue-Schock-Syndrom kommen, der Dich sogar ins Jenseits befördern kann. Dort kannst Du dann Deinen Ur-Ur-Ur-Ur-Großeltern erklären, warum Du gerade nach Paraguay auswandern wolltest. Rund 22.000 Menschen weltweit, also 4% der Erkrankten mit schwerem Krankheitsverlauf, sterben am Dengue-Fieber. Ein besonderes Risiko besteht für Kinder.

    „Weltweit“ sagt ja noch nichts über Paraguay. Im letzten Somme 2018/2019 erkrankten in Paraguay 2.397 Menschen an Dengue; eine Frau starb daran. Die schlimmste Epidemie der letzten Jahre gab es hier in 2013, als 252 Tote durch Dengue zu beklagen waren.

    Mit diesen Zahlen ist Paraguay alles andere als ein Dengue-Hotspot. In einigen Ländern Afrika, aber auch in Indien, Laos, den Philippinen und vielen anderen Ländern ist die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle erheblich höher. Das gilt sowohl absolut (was bei der Einwohnerzahl Indiens ja auch nicht wirklich überrascht), aber auch relativ zur Bevölkerung. Sicher ist aber: Dengue ist in Paraguay ein größeres Problem als in Oberhausen, Delmenhorst, Finsterwalde oder Heilbronn.

  10. Entfernung von Europa

    Du glaubst vielleicht, die Strecke von Dir zu Hause bis zum Supermarkt an der Ecke, das wäre ziemlich weit. Das ist nichts verglichen mit der Entfernung von Paraguay nach Europa. Von Berlin nach Asunción sind es Luftlinie (gem. luftlinie.org) 11.038 Km, von Wien aus 10.987 Km. Die Schweizer sind in diesem Fall geradezu verwöhnt, denn von Bern aus sind es „nur“ 10.344 Km. Also alles in jedem Fall ziemlich weit weg.

    Sonntags mal eben zu Oma und Opa zu Kaffee und Kuchen vorbei schauen? Vergiss es. Euch trennen ca. 1.000 € (je nach Saison auch mal mehr oder weniger) und ca. 25 Stunden. Die reine Flugzeit beträgt rund 14 Stunden ab Frankfurt, aber zwischendurch strandest Du immer auf irgendeinem Flughafen, meist in Sao Paulo. Weihnachten mit der Familie nach Europa? 2 Erwachsene, 2 Kinder, 4.000 € für die Flüge. Du kannst aber auch Pech haben und dann wird es teuer. Flexibilität ist gefragt. Wenn Du bereit bist, 2x umzusteigen, dann kannst Du die Flüge auch schon mal für 700 € oder 800 € pro Person bekommen. 1.000 € Differenz bei 4 Personen? So schlimm ist es doch gar, auf einer Bank im Flughafen zu übernachten , oder?

    „Kein Versand nach Paraguay“ – so liest Du es bei den meisten Artikeln, die Du bei Ebay oder Amazon kaufen möchtest. Und selbst wenn nach Paraguay versendet wird, so kostet der Versand meist mehr als der Inhalt des Paketes.

  11. Mangelhafter Umweltschutz

    Du steht mit Deinem PKW hinter einem Bus, dessen Fenster wegen der Hitze geöffnet sind. Die Passagiere entsorgen ihren Müll durch die Fenster. Schräg vor Deinem landen nacheinander eine leere Cola-Dose und ein Plastikbecher. Entspann Dich! Dauert doch nur 1 Million Jahre bis das Zeugs verrottet ist.

    Du denkst Dir:
    ICH WILL MICH ABER NICHT ENTSPANNEN! ICH KOMME AUS DEUTSCHLAND UND HABE EIN ABITUR IN MÜLLTRENNUNG! UND DIESE IDIOTEN SOLLEN IHREN MÜLL GEFÄLLIGST VERNÜNFTIG ENTSORGEN UND NICHT AUF DIE STRASSE WERFEN!

    Wie wirst Du mit diesen Situationen umgehen? Was wirst Du tun, wenn Dich jemand anlächelt und im selben Augenblick irgendeinen Müll vor Dir auf den Boden wirft, ohne dabei auch nur den Funken eines Bewusstseins zu haben, etwas falsch gemacht zu haben? Das kostet viel Beherrschung.

    Aber Paraguay ist einfach noch nicht so weit. Freue Dich lieber über die positiven Ansätze. Mülleimer in den öffentlichen Parks, meist schon mit Mülltrennung! Ein Schild einer Gemeinde an einer schönen Lagune: „Dein Müll spricht nicht. Aber er sagt viel über Dich aus.“ Es tut sich etwas, aber es braucht noch Zeit und Geduld. Hast Du die?

  12. Lebensmittel verhunzen

    Die Lieblingszutaten der Paraguayer beim Essen scheinen Zucker und Fett zu sein. Jeder noch so gesunde natürliche Saft wird mit reichlich Zucker angereichert. Klar, in er Fabrik macht man das leider auch in Deutschland. Aber hier siehst Du zu, wir sie Dir im Restaurant einen frischen O-Saft auspressen und noch ehe Du „stop“ gerufen hast, haben sie Dir schon 3 Teelöffel Zucker daruntergerührt.

    Überhaupt solltest Du beim Thema Obst und Gemüse aufpassen.

    Einerseits sitzt Du hier im Garten Eden. Hier wachsen unglaublich viele leckere Obst und Gemüsesorten, dazu eine Auswahl von Kräutern wie Du sie sonst nur im europäischen Zentrallager von Amazon findest.

    Andererseits werden beim Anbau Chemikalien eingesetzt, die selbst einen gut sortierten Chemiebaukasten vor Neid erblassen lassen. Wenn Du Dich mal so richtig gruseln möchtest, dann google doch mal nach „Unkrautvernichtungsmittel in Paraguay“. Viel Spaß!

    Wenn Du Dich in Paraguay niedergelassen hast, so solltest Du möglichst schnell herausfinden, ob Du in Deiner Region Bio-Obst und Bio-Gemüse bekommen kannst und Dir am besten deren Produktion auch mal vor Ort ansehen.

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