Szenario 3: Crash des Systems

In diesem Szenario wird das bestehende Finanzsystem durch ein völlig neues System abgelöst. Niemand weiß, wie dieses aussehen wird und es gibt kein Spezialrezept, sein Vermögen durch diese Krise zu retten.

Aber einige Annahmen möchte ich trotzdem machen:

  • Im gegenwärtigen System liegt die Macht bei den Banken und dem Großkapital. Beide haben großes Interesse daran, dass dies in einem neuen System so bleibt.
  • Es ist daher unwahrscheinlich, dass wir ein basisdemokratisches System bekommen werden, über das das Volk vorher abgestimmt hat.
  • Um das neue System auf ein solides Fundament zu stellen, wird man die Schulden der Länder massiv reduzieren oder gar auf Null zurückfahren müssen. Das geht eigentlich nur, indem man die Forderungen der Gläubiger entwertet. Eine Reduzierung der Schulden heißt immer auch eine Reduzierung der Vermögenswerte.
  • Es ist daher davon auszugehen, dass der Durchschnittsbürger große Teile seines Ersparten verliert, egal ob dieses Geld auf dem Konto liegt, in Form von Aktien vorliegt, in Immobilien oder wie auch immer.
  • Das bedeutet nicht, dass Dein Immobilienkredit auch entwertet wird. Denkbar ist, dass es für die Immobilienkredite der Bürger andere Umrechnungskurse gibt und Du hinterher stärker belastet bist als vorher.
  • Um die Akzeptanz des Volkes zu haben, wird es vermutlich Freibeträge geben, etwa dergestalt, dass man die ersten 5.000 € zu einem fairen Kurs in die neue Währung umtauschen kann. Die 50% des Volkes (willkürliche Schätzung), die ohnehin weniger als 5.000 € haben, sind dann schon einmal dafür.
  • Die neuen Währungen sind unklar. Wird es bei Dollar und Euro bleiben? Oder wird man auf Krypto-Währungen setzen? Ich vermute, es wird staatlich kontrollierte Krypto-Währungen geben.
  • Denkbar, dass man die Nutzung von Bargeld dann stark limitiert oder ganz abschafft.
  • Bei Währungsreformen ist man mit Sachwerten (Aktien, Immobilien, Edelmetalle) meist besser gefahren als mit Geldwerten (Bargeld, Kontoguthaben, Anleihen, Zertifikate)
  • „Besser gefahren“ heißt nicht, dass man mit Sachwerten gewinnen würde, sondern dass man weniger stark verliert.

Häufiger hört man von zwei Anlagen, die dann im Crash „ganz groß rauskommen“: Bitcoin und Edelmetalle.

Es ist denkbar, dass der Bitcoin zu den Gewinnern einer Krise zählen würde, doch sicher ist es keineswegs. Der Bitcoin könnte deutlich steigen, da die Menschen weltweit ihr Geld in den vermeintlich sicheren Bitcoin retten wollen. Doch wenn man zur Verringerung der Schulden weltweit eben auch Vermögenswerte reduzieren muss, so ist dies beim Bitcoin besonders leicht. Ist der Bitcoin wirklich so anonym? Wenn Du erstmalig Geld in die Bitcoin-Welt transferierst, so kommt dieses meist von einem Bankkonto, welches auf Deinen Namen registriert ist. Der Teil ist schon mal nicht anonym.

Wenn Du hier in Paraguay dann von Deinen Bitcoins leben möchtest, so wirst Du sie an irgendeiner Stelle in Guaraní tauschen müssen. Dass Du in Paraguay mit Bitcoin bezahlen kannst, ist die absolute Ausnahme. Für den Umtausch in Guaraní brauchst Du natürlich ein Konto, für dessen Eröffnung Du diverse Nachweise bringen musst. Vermutlich musst Du auch beim Umtausch in Guaraní den Nachweis erbringen, wo denn Dein Bitcoin-Kapital herkommt. Nicht unmöglich, aber Anonymität sieht anders aus.

Aber der Bitcoin kann noch weitere Probleme mit sich bringen. Wie wäre es mit einem Virus? Oder ein staatliches Verbot der Bitcoin-Nutzung in den wichtigsten Industrie-Nationen? Schließlich möchte man seine staatlichen Kryptowährungen stützen und da könnte der Bitcoin stören. Solche Entscheidungen könnten den Kurs den Bitcoin sehr schnell in den Keller schicken.

Der Gedanke, dass ein findiger Programmierer mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto eine Währung erfindet und den Notenbanken dieser Welt erfolgreich Konkurrenz macht, dieser Gedanke ist wirklich reizvoll. Aber ist er auch realistisch? Wer hat den Bitcoin wirklich in die Welt gebracht und zu welchem Zweck? Was sind die Pläne dieser Personen für die Zukunft des Bitcoins? Ich weiß es nicht. Für alle die, die mit Bitcoin bereits große Gewinne erzielt haben, freue ich mich aufrichtig. Aber mein Bauchgefühl sagt mir: Achtung!

Was also ist mit der Fluchtwährung „Gold“? Wenn das Finanzsystem kollabiert, dann wird es einen großen Run auf Gold geben, so hört man es oft. Wenn eine neue Währung gar goldgedeckt wäre, dann müsste Gold ja unglaublich steigen und uns reich machen. Ich habe aus zwei Gründen große Zweifel an der Goldstrategie.

Erstens: Es hat in der Geschichte der Menschheit unzählige Fälle gegeben, bei denen der Privatbesitz von Gold verboten wurde. Gold steigt zwar auf z.B. auf 3.000 USD pro Feinunze, doch gleichzeitig gibt es ein Gesetz, dass Du Dein Gold zwangsweise für z.B. 1.000 USD pro Feinunze an den Staat verkaufen MUSST. Falls Du es nicht tust, machst Du Dich strafbar. Wenn Du erwischt wirst drohen Dir bis zu drei Jahre Gefängnis und Dein Gold von ohne Gegenleistung vom Staat konfisziert. Was wirst Du dann tun? Rückst Du Dein Gold freiwillig raus oder machst Du Dich lieber strafbar und riskierst Dein Gold ganz zu verlieren? Nehmen wir an, Du behältst Dein Gold und hast Glück: Der Preis steigt weiter auf 5.000 USD. Du profitierst ja nur, wenn Du nun verkaufst. Das kannst Du aber nicht, denn das wäre ja illegal. Also auf dem Schwarzmarkt handeln? Wie kommst Du an einen Käufer? Wie kannst Du ihm vertrauen? Sind die Geldscheine echt? Falls nicht, so wirst Du ihn nicht anzeigen können …

Achtung: Dieses Szenario ist komplett erfunden! Aber es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert!

Zweitens: Nehmen wir an, der Privatbesitz von Gold wird tatsächlich NICHT eingeschränkt oder verboten. Deine Strategie geht auf und Gold steigt innerhalb eines Jahres von 1.000 USD auf 3.000 USD pro Feinunze. Geld verdreifacht, alles prima? Die Wertsteigerung würde ja auch gerade an der hohen Inflation liegen. Die Notenbanken haben die Märkte mal wieder mit Geld geflutet und die Anleger kaufen wie wild Aktien, Immobilien und Gold und treiben die Preise in die Höhe. Die Inflation nimmt Fahrt auf. Möchtest Du nun, bei erheblicher Inflation, Deinen schönen Sachwert „Gold“ wirklich für 3.000 USD pro Feinunze hergeben? Falls ja, was wirst Du mit dem Geld tun? In bar behalten, wenn die Inflation galoppiert? Keine gute Idee, denn dann verlierst Du ja Geld. Sachwerte sind bei hoher Inflation Trumpf.

Die Aktie, die vor einem Jahr noch 100 USD gekostet hat, notiert nun bei 300 USD. Vor einem Jahr hättest Du für eine Feinunze Gold 10 Aktien bekommen, heute noch immer. Beides ist in gleichem Rahmen gestiegen. Bist Du nun reicher als vorher? In USD ja, in Aktien gerechnet nicht.

Du könntest in Immobilien investieren, aber der Preis des Objektes, für das Du Dich interessierst, ist ebenfalls erheblich im Preis gestiegen. Du profitierst mit Deiner Gold-Strategie also nur dann, denn der Sachwert Gold stärker steigt als andere Sachwerte UND es gleichzeitig kein Goldverbot gibt. Es kann sein, dass es so ist, aber garantiert ist dies keineswegs.

Gold-Fans sprechen gerne von einer „sicheren Wette“, denn bei einem Finanzcrash könne der Goldpreis ja nur steigen. Diese sichere Wette sehe ich hier nicht. André Kostolany, ein leider verstorbener erfolgreicher Börsenspekulant sagte einmal: „An der Börse ist immer alles möglich. Auch das Gegenteil.“

Wenn aber weder Gold, noch Aktien, noch Immobilien, noch Bargeld, noch Bitcoin die Lösung sind, was ist dann die Lösung?

Eine perfekte Lösung gibt es wohl nicht, zumal völlig unklar ist, wie eine Krise verläuft. Ich meine, Diversifikation kann nicht schaden. Eine lastenfreie Immobilie in Paraguay, mit Obstbäumen und einem Hühnerstall ist in der Krise doch schon mal sehr hilfreich. Grund und Boden in Paraguay dürfte auf Sicht von 10 Jahren sicherlich im Wert steigen, sofern Du nicht überteuert einkaufst. Vielleicht ein paar Euro bei einer Cooperativa anlegen? Eine weitere Immobilie zur Vermietung als Anlage? Konten im Ausland? Vielleicht in anderen Währungen? Kanadische Dollar, Schweizer Franken, Norwegische Kronen? Vielleicht der Aktien-Fonds von Dirk Müller, der genau auf das Crash-Szenario setzt? (siehe: https://www.dirk-mueller-fonds.de/der-fonds/videos-zum-fonds/) Geld in krisensichere Geschäfte zu investieren kann auch nicht schaden.

Was immer Dein Plan sein mag: Ich wünsche Dir, dass er aufgeht!

Hier geht es zu weiteren Themen des Kapitels:

Weltwirtschaftskrise

Die Krise ab 2007

Szenario 1: Crash im System

Szenario 2: Eurocrash

Szenario 3: Crash des Systems

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