Als wir neu in Paraguay waren, erlebten wir eine etwas unbeholfene Situation. Wir waren tanken und – wie in Paraguay üblich – blieben wir im Auto sitzen und ließen den Tankwart seine Arbeit machen. Wir zahlten bar und da uns der junge Mann sogar noch die Scheibe saubergemacht hatte, wollte ich ihm 5.000 Gs. Trinkgeld geben.
Das Ergebnis war ein sehr irritierter Tankwart, der dachte, wir hätten uns verrechnet und uns den 5.000 Gs.-Schein mehrfach zurückgeben wollte. Schließlich verstand er, dass das Geld für ihn war und nun konnte er sich tatsächlich auch freuen!
Was war der Grund für diese
holprige Kommunikation? Zunächst einmal:
An der Tankstelle wird kein Trinkgeld erwartet. Es passiert offenbar selten,
dass ein Tankwart Trinkgeld erhält. Mir erschienen 5.000 Gs. (damals noch
0,75€) damals angemessen.
Aber machen wir mal eine einfache Rechnung auf. Nehmen wir an, der Tankwart erhält den Mindestlohn, was plausibel erscheint. Dann verdient er pro Stunde gut 10.000 Gs. bzw. 2.112.562 Gs. pro Monat. Nehmen wir – der Einfachheit halber – weiterhin an, ein deutscher Arbeitnehmer verdient netto 2.112,56 € pro Monat. Im Verhältnis entsprechen dann 1.000.000 Gs. genau 1.000 €. Achtung: Hier geht es nicht um den Wechselkurs, sondern um das Wertempfinden, welches sich im Anteil einer Geldsumme am Monatslohn ausdrückt.
Die 5.000 Gs. sind für den paraguayischen Tankwart so viel wie für einen deutschen Tankwart 5 €. Hast Du in Deutschland schon einmal einem Tankwart 5 € Trinkgeld gegeben? Vermutlich nicht. „Unser“ Tankwart war mit unserem Trinkgeld überfordert. „Eigentlich bekomme ich ja nie Trinkgeld und wenn, dann sicher keine 5.000 Gs.! Das wäre ja ein halber Stundenlohn! Warum will der Mann mir dauernd diese 5.000 Gs. geben? Hat der sich verrechnet? “
Ich gebe noch immer gerne Trinkgeld an der Tankstelle, doch mittlerweile sind es 2.000 Gs. was sich für den Tankwart anfühlt wie 2 €.
Meine Faustformel lautet daher: „1.000 Gs. = 1 €“. Noch einmal: Das ist nicht der tatsächliche Wechselkurs, sondern nur das Wertempfinden der Paraguayer. Bitte behalte das immer im Hinterkopf. Wenn Du im Restaurant bei einer größeren Rechnung 30.000 Gs. Trinkgeld geben würdest, dann wäre das wie 30 € Trinkgeld in Deutschland!
Du warst am Geldautomaten und hast das Maximum gezogen. Nun hast Du 15x den „Roque González de Santa Cruz“, den Herren auf dem 100.000 Gs.-Schein in der Hosentasche. 1.500.000 Gs., fast einen Mindestlohn. Was werden die anderen Kunden denken, wenn Du das Bündel an der Supermarktkasse aus der Hosentasche ziehst? 15 x 100 € Wertanmutung. Passe bitte auf. Parke Deine 100.000 Gs.-Scheine besser in einer anderen Hosentasche als die kleineren Scheine. Meist kommst Du mit den kleinen Scheinen schon ziemlich weit. Und wenn Du mal wieder einen der 100.000 Gs-Scheine anbrechen musst, dann holen EINEN aus der Hosentasche.
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