Tja, was ist von diesem Kursverlauf nun zu halten? Das kommt darauf an, welchen Betrachtungszeit wir wählen. Ganz links, zu Beginn des Jahres 2000, bekam man für einen Euro ca. 2.700 Guaraní. Zwar wurde der Euro als Bargeld erst zum 01.01.2002 eigeführt, doch als Buchgeld gab es ihn ja auch schon vorher.
Für 10.000 Gs. hätte man also Anfang 2000 noch ca. 3,70 € erhalten, aktuell nur noch 1,41 €, also 2,29 € weniger als damals. Das entspricht einem Wertverlust von 62% in rund 19 Jahren, also gut 3% pro Jahr.
Nimmt man dagegen 2005 als Bezugsjahr, so sieht es komplett anders aus. Damals lag der Kurs bei ca. 8.500 Gs. pro Euro. Für 10.000 Gs. hätte man also 2014 rund 1,18 € erhalten. Heute sind es aber gut 1,41 €, rund 20% mehr. Pro Jahr hat der Guaraní also rund 1,4% gegenüber gewonnen!
Wer nun zeigen möchte, wie weich der Guaraní ist, der wählt 2000 als Bezugsjahr, wer dagegen zeigen möchte, was für eine solide Währung der Guaraní ist, der vergleicht mit 2005 und beweist, dass der Euro seitdem verloren hat, nicht der Guaraní. Beide haben recht.
Wichtiger ist es aber zu verstehen, warum sich die Wechselkurse so entwickelt haben. Zwischen 2000 und 2009 hatte Paraguay eine erhebliche Inflation von ca. 10% pro Jahr. Wenn die Eurozone gleichzeitig z.B. 2% jährliche Inflation hatte, so wäre zu erwarten, dass der Guaraní pro Jahr um etwa 8% gegenüber dem Euro verliert. Das war aber nicht der Fall. Der Verlust war geringer.
Hier kommt eine zweite Komponente ins Spiel: Die Entwicklung der Volkswirtschaften. Paraguay mag ein Schwellenland sein, während die Eurozone eine der führenden Industrieregionen der Welt ist. Aber Paraguay steht für starkes Wachstum, die Eurozone für Stagnation. Die Bevölkerung in Paraguay wächst durch die hohe Geburtenrate, doch für das Wachstum ist noch wichtiger, dass immer mehr Paraguayer von der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sie kaufen plötzlich Motorräder, Fernseher, Waschmaschinen, Autos und Häuser. Das treibt das Wachstum und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen.
Nach 2009 ist die Inflationsrate in Paraguay immer weiter gesunken und liegt derzeit bei ca. 3,5% pro Jahr. Seit 2009 ist der Wechselkurs EUR/PYG zwar 2x bis auf gut 5.000 Gs. pro Euro gefallen (d.h. der Euro hatte verloren, der Guaraní gewonnen), doch nun, in 2019, sind wir etwa wieder dort, wo wir schon vor 10 Jahren waren.
Auf Sicht der letzten 10 Jahre hat der Guaraní gegenüber dem Euro also weder verloren, noch gewonnen. Bzw. er hatte bis 2013 und 2015 gegenüber dem Euro deutlich gewonnen und seitdem seine Gewinne wieder abgegeben.
Fazit: Der Guaraní war insbesondere seit 2009 gegenüber dem Euro überraschend stark. Kaum eine Währung Südamerikas war in diesem Zeitraum stärker, die Währungen Venezuelas, Argentiniens und Brasiliens haben dagegen deutlich verloren.
Auch in der Langfristbetrachtung seit 1943 ist der Guaraní trotz seines Werteverfalls eine der stabilsten Währungen Südamerikas.
Gemeinsame Währung in Südamerika?
Der wahrgenommene Wert des Guaraní
Wechselkursentwicklung EUR/PYG: Vergangenheit